Die bewusste Entscheidung, keine Entscheidung zu treffen 10. Februar 2025 | 4 minute Lesen

Die bewusste Entscheidung, keine Entscheidung zu treffen

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Schnelligkeit und Entschlusskraft werden in unseren Unternehmen oft als positive Eigenschaft hervorgehoben. Bei Einstellung sind sie häufig ein entscheidendes Kriterium. Viele Firmen setzen bewusst auf besonders entschlussfreudige Mitarbeiter. Gerade neue Führungskräfte werden durch die in den Unternehmen gelebten Kulturen regelrecht dazu gezwungen, Zusammenhänge schnellstens zu erkennen und möglichst zeitnah ein Urteil zu bilden.

Schwäche oder strategische Klugheit?

Im oberen und mittleren Management wird Zögern als Schwäche interpretiert, sollen gerade diese Ebenen doch jederzeit die Zahlen, Daten und Fakten (ZDF) ihres Zuständigkeitsbereiches kennen und bereithalten. In der Praxis ist of das Gegenteil der Fall. ZDF liegen nicht oder nur unzureichend aufbereitet vor oder spiegeln eine geschönte Realität wider. Dann ist die bewusst getroffene Entscheidung, keine Entscheidung zu treffen, der klügste und strategisch sinnvollste Weg. Es geht dabei nicht um Passivität oder Vermeidung, sondern darum, den richtigen Moment für eine Entscheidung zu erkennen – oder zu akzeptieren, dass ein Nicht-Entscheiden aktuell die bessere Option ist.

Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung

Sich bewusst gegen einen sofortigen Beschluss zu entscheiden, bedeutet nicht, die Verantwortung abzugeben. Vielmehr signalisiert es, dass die aktuelle Situation noch nicht reif für eine fundierte Wahl ist. Eine vorschnelle Entscheidung kann zu unerwünschten Konsequenzen führen, während ein Abwarten Raum für eine durchdachtere Lösung schafft.

Bewusstes Innehalten statt überstürztes Handeln

Emotionen, Stress oder äußere Erwartungen können zu impulsiven Entscheidungen verleiten. Doch wer bewusst innehält, gibt sich die Möglichkeit, Abstand zu gewinnen und eine Situation aus einer objektiveren Perspektive zu betrachten. Gerade bei wichtigen Entscheidungen kann das Zurückstellen helfen, Klarheit zu gewinnen und langfristig tragfähige Lösungen zu finden. Nicht umsonst “schläft man eine Nacht darüber”. Das auch so zu kommunizieren, ist keineswegs ein Anzeichen von Schwäche, sondern zeigt aus meiner Sicht wie reflektiert jemand mit dem Wert Klarheit umgeht, für sich selbst und für sein Umfeld.

Abwarten als strategisches Werkzeug

In bestimmten Kontexten – sei es in Verhandlungen, in der Führung von Teams oder in komplexen Projekten – kann es von Vorteil sein, eine Entscheidung bewusst hinauszuzögern. Indem man abwartet, wie sich eine Situation entwickelt oder welche Handlungen andere Beteiligte setzen, können neue Optionen entstehen, die vorher nicht sichtbar waren. Eine Entscheidung zur richtigen Zeit ist oft wirkungsvoller als eine überhastete Handlung.

Raum für neue Erkenntnisse schaffen

Jede Entscheidung basiert auf den Informationen, die in einem bestimmten Moment verfügbar sind. Wer bewusst wartet, gibt sich die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen, alternative Perspektiven einzunehmen oder bisher unbekannte Faktoren zu berücksichtigen. Dadurch kann eine fundiertere Entscheidung getroffen werden, die nachhaltiger wirkt.

Unüberlegte Entscheidungen verunsichern Mitarbeitende

Gerade Führungskräfte, die impulsiv oder ohne ausreichende Informationen Entscheidungen treffen, verunsichern ihr Team. Ständige Richtungswechsel, widersprüchliche Vorgaben oder Beschlüsse, die später revidiert werden müssen, führen zu Frustration und Orientierungslosigkeit bei den Mitarbeitenden. Eine Führungskraft, die bewusst reflektiert, bevor sie handelt, vermittelt hingegen Stabilität und Vertrauen. Sie zeigt, dass ihrem Wertesystem fundierte Überlegungen wichtiger sind als vorschneller Aktionismus. Das bedeutet nicht, dass man als Führungskraft weniger agil ist, sondern dass man weniger chaotisch führt und als stabiler wahrgenommen wird.

Prioritäten bewusst setzen

Nicht jede Entscheidung muss sofort oder überhaupt getroffen werden. Die bewusste Wahl, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Unwichtiges loszulassen, hilft, mentale Ressourcen zu schonen. So entsteht Raum für wirklich bedeutsame Entscheidungen.

Fazit

Die bewusste Entscheidung, keine Entscheidung zu treffen, ist ein Zeichen von Reflexion und Reife. Sie bedeutet nicht Unsicherheit oder Passivität, sondern ist ein gezielter Akt der Selbstführung und Klugheit. Besonders Führungskräfte profitieren davon, durchdacht und strategisch zu handeln, sie vermitteln Klarheit anstatt durch unüberlegte Entscheidungen Verwirrung zu stiften. Wer den richtigen Zeitpunkt für eine Entscheidung erkennt, trifft am Ende oftmals die bessere Wahl.

Übrigens: Mit regelmäßigem Coaching versetze ich meine Klienten in die Lage, eigene Werte und Ressourcen zu nutzen und damit kluge, klare und profitable Entscheidungen zu treffen. Zwinker-Zwinker

Karsten Zimmer

Karsten Zimmer

Gründer und Inhaber der WERTEWIRKER GmbH.

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